Ralf Maisack ist bei Technology & Innovation (T&I) der Experte für Leichtbauroboter (Cobots) und mobile Roboter (AGV, AMR). Er plädiert dafür, Roboterbedarfe zu bündeln und auf einheitliche Technik zu setzen.
Ralf Maisack ist im Panel „Product Finishing“ von T&I der Fachmann für mehrere Endbearbeitungsprozesse, unter anderem fürs Stechen, Befedern und Befetten von Dichtungen. „Ich arbeite seit 1988 bei Freudenberg. Seitdem habe ich mit Automatisierung zu tun. Erst im Sondermaschinenbau, dann ab 2010 bei T&I“, erzählt er.
Außerdem widmet er sich seit einigen Jahren dem Einsatz von Robotern bei FST. „Roboter werden grundsätzlich verwendet, um Prozesse zu beschleunigen, die Effizienz zu steigern und die Qualität verlässlich hoch zu halten. Außerdem geht es oftmals darum, die Sicherheit für die Mitarbeitenden zu verbessern und sie von gesundheitsgefährdenden oder ergonomisch belastenden, zumeist monotonen Arbeiten zu befreien“, erklärt Maisack. In einer Tabelle hat er zusammengestellt, welche Standorte von Freudenberg Sealing Technologies (FST) welche Roboterarten nutzen. „Stand 2022 waren an unseren Standorten weltweit 950 Roboter im Einsatz“, berichtet er.
Die meisten davon sind Industrieroboter. In oft atemberaubendem Tempo übernehmen sie eigenständig mit maximaler Beweglichkeit verschiedenste Arbeitsschritte, sicherheitstechnisch abgegrenzt von den Mitarbeitenden. Die Klassiker für schnelle, sich ständig wiederholende Montage- und Fügetätigkeiten in der Mittel- und Großserienfertigung von FST sind 6-Achs-Roboter. Nicht ganz so wendig sind 4-Achs-Roboter, sogenannte SCARA, die sich hervorragend zum Beispiel für Pick-and-Place-Bestückungsarbeiten in einer Arbeitsebene eignen.
Maisack hat vor allem zwei andere Trends im Blick. Zum einen Leichtbauroboter, sogenannte Cobots, die ohne Schutzzaun im Arbeitsprozess mit Menschen kooperieren und einzelne Prozessschritte übernehmen. Ihr großer Vorteil: Sie sind vergleichsweise einfach zu programmieren beziehungsweise zu bedienen und – jeweils ausgestattet mit dem passenden Effektor (Greifer) – flexibel einsetzbar. Die eingebaute Sicherheitssensorik sorgt dafür, dass sie im gemeinsam genutzten Arbeitsbereich nicht mit Menschen ins Gehege kommen.

Zwei Seiten einer Medaille
FST setzt als Kunde weltweit knapp 900 Industrieroboter, über 50 Leichtbauroboter (Cobots) sowie mehr als 20 mobile Roboter ein. Tendenz steigend. Gleichzeitig beliefert FST Roboterhersteller mit Dichtungslösungen. Tendenz ebenfalls steigend. Als Interessent und potenzieller Kunde hat Ralf Maisack daher zu Gesprächen mit Roboterherstellern auch schon mal den eigenen Vertrieb mitgenommen, um FST-Produkte anzubieten. „Einer unserer Lieferanten musste bei uns im Betrieb häufiger Dichtungen austauschen. Da habe ich den Kontakt zu unserem Vertrieb geknüpft, um diesem Hersteller hochwertigere Lösungen von FST anzubieten.“
Cobots hinter Gittern
Ihr Nachteil: Sie arbeiten in der Regel langsamer und mit geringerer Tragkraft als Industrieroboter. Außerdem macht der Einsatz von Cobots aus Gründen des Arbeitsschutzes eine aufwendige Risikoanalyse erforderlich, die zudem regelmäßig zu erneuern ist. Deshalb stand das Stichwort „Cobots“ zuletzt auch auf der Agenda des Treffens der europäischen HSE-Officer im tschechischen Opatovice nad Labem. Manche FST-Standorte ziehen es unter diesen Vorzeichen sogar vor, ihre Cobots „hinter Gittern“ abgeschirmt von den Mitarbeitenden agieren zu lassen, um Risikoanalysen zu vermeiden.
Neben Cobots sind mobile Transportroboter der zweite Trend, der sich auch an mehreren FST-Standorten bemerkbar macht. Die Roboter transportieren in unterschiedlichen Ausführungen zumeist Paletten oder Kisten voller Teile von A nach B und lassen so die staplerfreie Fabrik näherkommen. Weit verbreitet sind Automated Guided Vehicles (AGV), die auf vorbestimmten Bahnen unterwegs sind, sowie Autonomous Mobile Robots (AMR), die autark agieren und über einen Flottenmanager gesteuert werden. „Die Königsdisziplin ist aktuell die Kombination der beiden Trends: Leichtbauroboter, die auf AGV oder AMR montiert sind“, erklärt Maisack.
Als Panel-Manager berät er FST bei der Auswahl passender Leichtbau- und mobiler Roboter. Er setzt dabei auf den Einsatz einheitlicher Technik von einem Hersteller. „Im Sondermaschinenbau habe ich gelernt, dass es viele Vorteile hat, Bedarfe zu bündeln und möglichst flächendeckend unternehmensweit für gleiche Prozesse die gleichen Maschinen zu nutzen. Das gilt auch für Roboter. Wir können sie dann günstiger beschaffen, Wartung und Instandhaltung gestalten sich einheitlich und dadurch einfacher. Und wir können sie überall auf die gleiche Art und Weise an unsere IT-Netzwerke anbinden.“
Interessenten steht er gerne für Fragen zur Verfügung. Maisack hat zum Beispiel eine Potenzialanalyse erstellt, mit der sich relativ schnell herausarbeiten lässt, ob der Einsatz eines Leichtbauroboters für einen konkreten Zweck sinnvoll ist.